Trauma = eine Störung der Selbstregulation

 

(Entwicklungs) Trauma ist im Kern vor allem eine Störung der Selbstregulation.

Unsere Fähigkeit, uns selbst regulieren zu können d.h. innere Erregungszustände/Emotionen zu "containen" = in uns zu halten und dann runter zu regeln, entwickelt sich primär in den ersten 3 Jahren durch die sog. Co-Regulation unserer Bezugspersonen.

Dies setzt ein wohlwollendes Gegenüber voraus, welches 
• sich selbst gut regulieren kann
• sich auf uns einstimmen kann, uns angemessen spiegelt, uns physisch aber auch emotional versorgen kann 
• welches ausreichend und in angemessem Umfang emotionale und körperliche Bindung herstellen kann
...u.v.m..

Beispiel:
Ein Baby, auf welches die Mutter im gemeinsamen Spiel plötzlich nicht mehr eingeht - also aus der Verbindung geht- reagiert innerhalb von Sekunden mit Hochstress! Wenn die Mutter es dann nicht bald und ausreichend beruhigt, wird es irgendwann verstummen, was nichts mit Beruhigung zu tun hat (denn wohlgemerkt: ein Baby kann sich nicht selbst beruhigen) sondern vielmehr bedeutet, dass das System des Babys kollabiert (in Shut Down geht).
Kommt dies verhäuft vor, führt dies im Laufe der Entwicklung zu einem "engen" Stresstoleranzfenster d.h. Was für jemand anderen gut regulierbar ist, katapultiert eine Person mit entsprechender Prädisposition in die totale Übererregung.

Dies erklärt vereinfacht:
- Warum der Begriff "Entwicklungstrauma" sehr unglücklich gewählt ist. Unter Trauma verstehen Menschen meist sexualisierte Gewalt, massive Vernachlässigung.. Doch es kann sich z.B. alleine das Aufwachsen mit einer depressiven Mutter in einem traumatisierten (=chronisch dysregulierten) Nervensystem niederschlagen 

- weshalb es als Therapeut*in von enormer Wichtigkeit ist, ausreichende Selbstregulationskompetenz zu besitzen, um unsere Klient*innen entsprechend co-regulieren und sie in der Erweiterung ihrer eigenen Selbstregulation unterstützen zu können.