Bindungangst verstehen: Steckt in Dir ein Pinguin?
• Beklemmungsgefühle und Herzrasen wenn es zu nah (= zu eng) wird, sei es auf emotionaler, körperlicher oder Beziehungsebene
• Fluchtimpulse und Panik, wenn es zum nächsten Schritt in der Kennenlernphase oder in der Beziehung übergeht ( nächster Schritt = Angst vor stärkerer Verbindlichkeit wie z.B Eingehen der Beziehung, Eltern/Freunde Kennenlernen, Zusammenziehen..)
• ein großes Bedürfnis nach Autonomie, Selbstbestimmung und Freiheit sowie starke Verteidigung derselbigen
• zunächst starke Verliebtheitsgefühle, welche plötzlich von einem Moment zum Nächsten zu verschwinden scheinen
• kurze und schnell wechselnde Partnerschaften
🐧 Das ist nur ein kleiner Auszug eines großen Spektrums, welches einen bindungsängstlichen Menschen umbeschreibt.
Wichtig ist zu verstehen, dass Menschen mit Bindungsangst trotz ihres starken Freiheitsbestrebens und den entsprechenden Vermeidungstendenzen in aller Regel eine große Sehnsucht nach Beziehung und Bindung haben (Logisch! Das Streben nach Bindung ist in uns tiefverankert!). Bindungsängstliche möchten es nur nicht so nah, so eng und kuschlig wie andere, daher werden sie auch gerne mit Pinguinen verglichen, welche es im Vergleich zu anderen Artgenossen kühler mögen (und - kleiner Fakt am Rande- in monogamen Beziehungen leben).
🏃 Natürlich gibt es auch Bindungsängstliche, welche Bindung massiv vermeiden und den Kontakt abbrechen, sobald er verbindlicher wird. Die meisten Betroffenen gehen jedoch sehr wohl Beziehungen ein und ergreifen die Flucht dann, wenn ihnen "das Wasser zu warm wird".
ℹ️ Häufig steckt hinter der Bindungsangst, eine noch größere Verlustangst, welche sich verstärkt desto näher die (emotionale) Bindung zu einem anderen Menschen wird. Was vordergründig nach Beziehungs-/Bindungsvermeidung aussieht, ist in Wahrheit die Vermeidung von Verlassen-werden und dem Schmerz, welcher hierdurch entsteht.
Die Antwort auf die Frage "Woher kommt diese Bindungs-/Verlustangst" finden wir -wie so häufig- in den ersten Beziehungserfahrungen, welche wir machen. Doch auch die späteren Beziehungserfahrungen prägen unser Erleben von Bindung enorm!
Ich lade meine betroffenen Patient*innen zu Beginn dazu ein, zu sammeln und reflektieren, welche Erfahrungen mit Bindung und Autonomie im Laufe der Lebensgeschichte gemacht wurden. Häufig entsteht hierdurch ein erstes Verständnis für verdrängte Verletzungen und Prägungen auf der persönlichen Beziehungslandkarte.
Solltest Du dich mit dem Thema näher auseinandersetzen wollen, habe ich folgende Buch/Videotipps für Dich:
- "Jeder ist beziehungsfähig" & "Jein" (Stefanie Stahl)
- "Tief verbunden" (Diane Poole Heller)
-"Entwicklungstrauma heilen" (Aline LaPierre, Laurence Heller)
- Verlustangst und wie wir sie überwinden (Ulrike Sammer)
- Videobeiträge von Emanuel Albert auf YouTube
Interessiert Dich das Thema Bindungsangst? Erkennst du Dich oder einen anderen Menschen in den Beschreibungen wieder?