.. genau dieses Gefühl, diese Vermutung, dass es das doch so noch nicht gewesen sein kann, beschäftigt und quält viele meiner Patient*innen.

Woher es kommt, dieses starke Bedürfnis nach dem Finden und Leben der eigenen (Selbst-) Bestimmung, Berufung oder Aufgabe (ich spreche am liebsten von letzterem), kann ich nur vermuten. Ich denke in uns allen liegt ein großes Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit und damit einhergehend das Erleben von Kohärenz.
Und vermutlich wissen die meisten von uns, wie quälend es sein kann, etwas tun zu müssen, was nicht dem eigenen Spirit, den eigenen Werten und Interessen entspricht.
Nun gehen viele Menschen täglich einer Arbeit nach, welche genau dies von ihnen abverlangt.
Um dies auf Dauer aushalten zu können, spalten wir uns häufig innerlich ab, um den dadurch entstehenden Frust, Schmerz usw. nicht mehr spüren zu müssen, so dass die Umstände emotional ertragbarer gemacht werden.
Doch Abspaltung lässt uns nicht Ganz fühlen, es verletzt unser Wesen in der Tiefe und macht häufig krank. Nicht selten ist es der Körper, der irgendwann mit verschiedenen Somatisierungen (= Hilferufen) rebelliert.

Vielleicht erscheint es für manche wie ein Luxusproblem, dieses Klagen über den Job. 
Das kann ich gut nachvollziehen, angesichts der Armut und Ausbeutung in vielen Teilen dieser Erde. Der Blick über den Tellerrand lässt auch mich immer wieder in tiefer Demut zurück. 
Dazu möchte ich jedoch sagen, dass die Sinn-suchenden Menschen die ich bislang getroffen habe, eines gemeinsam haben: zu 99,99 % war da diese Sehnsucht, etwas Sinnhaftes tun zu wollen, was anderen eine Hilfe sein könnte. Sie hatten die Schnauze voll vom Kapitalismus, der Profitgier und Gewinnmaximierung, der Unternehmen, für welche sie tätig waren.
Die Auseinandersetzung mit der Frage: "Für was bin ich bestimmt? Was ist meine Aufgabe auf dieser Welt?" ist für mich daher ein Zeichen von Erwachen.

Sind meine Worte für Dich nachvollziehbar?
Und viel wichtiger... was ist deine Aufgabe auf dieser Welt?